Microsoft kauft die katholische Kirche

 Vatikanstadt, 19. Dezember (AP) - In einer Pressekonferenz auf dem Peters-
 platz hat der US-amerikanische Computergigant Microsoft heute den Erwerb der
 katholischen Kirche im Austausch gegen eine Beteiligung des Klerus am Firmen-
 kapital angekuendigt. Sollte die Transaktion zustandekommen, waere es das
 erste Mal, dass eine Softwarefirma eine grosse Weltreligion erwirbt.
 Wie Microsoft-Chef Bill Gates mitteilte, soll Papst Johannes Paul II. Leiter
 der Abteilung Religions-Software des neu gegruendeten Konsortiums sein,
 waehrend die Microsoft-Aufsichtsratsmitglieder Michael Maples und Steven
 Ballmer im Vatikan zu Kardinaelen berufen werden sollen.
 "Wir erwarten in den naechsten fuenf Jahren einen Boom auf dem religioesen
 Sektor", sagte Gates auf der Pressekonferenz. "Die vereinten Ressourcen von
 Microsoft und der katholischen Kirche werden es moeglich machen, Religion
 einfacher, unterhaltender und fuer ein breites Publikum zugaenglich
 zu machen."
 Durch das "Microsoft Network", den neuen Online-Dienst der Firma, "werden wir
 die Sakramente zum ersten Mal im direkten Computerzugriff verfuegbar machen"
 und die beliebte vorreformatorische Praxis des Ablasshandels wieder aufleben
 lassen, kuendigte Gates an. "Sie koennen an der Kommunion teilnehmen, ihre
 Suenden beichten, sogar ihre Zeit im Fegefeuer vermindern. Und das alles,
 ohne ihre eigenen vier Waende zu verlassen."
 Mit dem neuen Anwenderprogramm Microsoft Church, das auch eine frei
 programmierbare Makrosprache enthalten wird, soll Gates zufolge in Zukunft
 der automatische Download von Himmlischer Gnade auch in Abwesenheit des
 Benutzers moeglich sein.
 Der Deal garantiert Microsoft die elektronischen Exklusivrechte auf die Bibel
 und die begehrte Kunstsammlung des Vatikan, in der Meisterwerke von
 Kuenstlern wie Michelangelo und Leonardo da Vinci enthalten sind. Kritiker
 des Projektes fuerchten hingegen, dass sich die Softwarefirma starkem Wider-
 stand der Konkurrenz aussetzt, wenn sie den Zugriff auf diese Schluessel-
 positionen des Weltkulturerbes einschraenkt.
 "Das juedische Volk hat das 'look and feel' der Heiligen Schrift erfunden",
 sagte der US-amerikanische Rabbi David Gottschalk aus Philadelphia.
 "Nehmen Sie zum Beispel die Durchquerung des Roten Meeres - das hatten wir
 schon Jahrtausende lang bevor die Katholiken die Szene betraten".
 Andererseits wird argumentiert, dass sowohl der katholische als auch der
 juedische Glauben auf dem gemeinsamen Erbe des alten Testaments beruht.
 "Die Katholische Kirche hat lediglich ein erfolgreicheres Marketing fuer ein
 groesseres Publikum betrieben", bemerkt der Notre-Dame-Theologe
 Kenneth Madgan.
 Der Marktanteil der katholischen Kirche ist in den letzten 2000 Jahren
 dramatisch angewachsen, waehrend der Judaismus weit zurueckliegt, obwohl
 diese Glaubensrichtung als erste viele jetzt vom Christentum uebernommenen
 Konzepte angeboten hat.
 In ihrer tausendjaehrigen Geschichte hat sich die katholische Kirche einen
 Ruf als agressiver Marktkonkurrent erworben, unter anderem durch Kreuzzuege,
 die Menschen dazu zwingen sollten, ein Katholizismus-Upgrade durchzufuehren,
 oder aber durch Exklusiv-Lizenzvertraege mit verschiedenen Koenigreichen, in
 denen alle Menschen von Geburt an mit christlichem Glauben ausgeruestet
 wurden, ganz gleich, ob sie ihn im spaeteren Leben verwenden wollten
 oder nicht.
 Heute ist das Christentum unter verschiedenen Markennamen erhaeltlich, obwohl
 die katholische Version immer noch die verbreitetste ist. Der Auftrag der
 katholischen Kirche ist es, "alle Ecken der Welt" zu erreichen, eine perfekte
 Ergaenzung zu der Microsoft-Vision "ein Computer auf jedem Schreibtisch und
 in jedem Haushalt".
 Waehrend der Vorstellung des Kooperationsprojektes erlaeuterte Gates die
 Langzeit-Strategie seiner Firma. Die Microsoft-Ingenieure arbeiten demzufolge
 an einer skalierbaren religioesen Programm-Architektur, die mit Hilfe von
 Emulationen alle Glaubensrichtungen unterstuetzen soll. Der Software-
 hersteller will in Zukunft eine einzige Kernreligion mit einer Reihe von
 verschiedenen Benutzerschnittstellen je nach gewuenschter Religion anbieten
 - "Eine Religion, verschiedene Implementierungen", wie Gates ankuendigte.
 Nach der Auffassung von Herb Peters, Sprecher der US-amerikanischen Southern
 Baptist Conference, koennte dieser juengste Coup von Microsoft eine Welle von
 Firmenuebernahmen und Beteiligungsverkaeufen ausloesen, da nun auch die
 anderen Kirchen ihre Position auf dem stark umkaempften religioesen Markt
 behaupten wollen.
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