Von Enter bis Quit
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Auszug aus "Von Enter bis Quit" von Dave Barry
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Die haeufigsten Fragen zum Internet und ihre Ant-
worten
F: Was genau ist das Internet eigentlich?
A: Das Internet ist ein weltweites Netzwerk, durch das Uni-
versitaets-, Behoerden-, Unternehmens- und private Computer-
systeme miteinander verbunden sind.
F: Wer steckt als Betreiber hinter dem Internet?
A: Ein 13jaehriger Junge namens Jonas.
F: Wie komme ich ins Internet?
A: Das einfachste ist, Sie unterschreiben einen Vertrag bei
einem der kommerziellen "Online"-Anbieter, wie etwa
CompuServe, Prodigy oder America Online. Zum Dank
dafuer wird man Ihnen eine kostenlose Programmdiskette
ueberreichen. (Ich persoenlich habe eine von Prodigy bekom-
men, mit Erdnuessen. Lecker, kann ich nicht anders sagen,
allerdings haetten sie etwas salziger sein koennen.) Die andere
Moeglichkeit ist auch ganz einfach: Sie lassen nachts ihre
Haustuer offen. Dann kommen Mitarbeiter der Firma, die
das am schnellsten mitkriegt, angeschlichen und installieren
- waehrend Sie schlafen - das entsprechende Programm auf
Ihren Computer. Diese Anbieter sind, das muessen Sie wis-
sen, wirklich scharf darauf, mit Ihnen ins Geschaeft zu
kommen.
F: Welche Vorteile habe ich als Online-Kunde?
A: Vor allem diesen: Alle Anbieter verfuegen ueber benutzer-
freundliche Kommunikationssysteme, die es Ihnen ermoegli-
chen - auch wenn Sie vorher noch nie etwas mit Compu-
tern zu tun hatten - den Online-Anbieter Ihrer Wahl auf
schnellstem Wege mit allen Informationen zu versorgen, die
dieser benoetigt, um Ihr Konto monatlich und bis in alle
Ewigkeit automatisch zu belasten.
F: Und wenn ich sterbe?
A: Keine Sorge, das macht den Anbietern gar nichts aus.
F: Kann man das Abbuchungsverfahren denn nicht widerrufen?
A: Doch, selbstverstaendlich, jederzeit!
F. Wie?
A: Das hat bis jetzt noch niemand rausgekriegt. Es gibt
Leute, die seit Jahren daran arbeiten, aber egal, was sie anstel-
len: die Abbuchungen hoeren einfach nicht auf. Mancherorts
werden sogar schon Ueberlegungen angestellt, Opferschutz-
Organisationen wie den Weissen Kreis um Hilfe anzurufen.
F: Was passiert, wenn ich Kinder bekomme?
A: Dann lassen Sie sich ein Betaeubungsmittel spritzen, sonst
tut das naemlich richtig weh.
F: Nein, ich meine: Was passiert, wenn meine Kinder mei-
nen Internetanschluss mitbenutzen?
A; Am besten ueberschreiben Sie Ihr Haus und Ihre trans-
plantationsfaehigen Organe bereits jetzt Ihrem Online-An-
bieter.
F: Abgesehen von den monatlichen Zahlungen - was kann
ich sonst noch online machen?
A: Alles.
F: Was zum Beispiel?
A: Sie koennen ... nun ja ... Sie koennen ... HA! Jetzt faellt
mir was ein: Sie koennen plaudern!
F: Plaudern?
A: Plaudern.
F: Das kann ich jetzt schon, mit Freunden zum Beispiel.
A: Ja. Aber im Internet gibt es "CHAT", ein Programm, das
Millionen von Menschen auf dem ganzen Erdball miteinan-
der verbindet. Da koennen Sie mit wildfremden Menschen
plaudern, mit Langweilern, Versagern, Hirnamputierten
und...
F: Hoert sich gut an. Und wie funktioniert das?
A: Zuerst muessen Sie in "CHAT" einen Bereich auswaehlen,
in dem Sie plaudern moechten. Zur Auswahl stehen sowohl
allgemeine Themen als auch solche fuer spezielle Interessen-
gruppen, wie etwa Teenager, Lyriker, Katzenfreunde, Reli-
gionsfanatiker, Schwule, schwule Teenager, die ihren Katzen
religioese Gedichte vorlesen, und natuerlich der Bereich "Maen-
ner reden stundenlang ueber Sport". Jeder Themenbereich
wird von zwischen zwei und 314 Menschen benutzt, die sich
clevere Pseudonyme zulegen - wie etwa "BeissMichDu" -,
damit niemand dahinterkommt, wer sie wirklich sind.
F: Wer sind sie denn wirklich?
A: Oh - das ist ein weites Feld! Das sind Menschen aller
Altersstufen mit allen maeglichen Berufen und Hobbies -
Wissenschaftler und Popstars, Schriftsteller und beruehmte
Ringkaempfer, Schauspieler und Modemacher. Und mit all
diesen tollen Menschen koennen Sie reden!
F: Wirklich?
A: Nein. Meist hat man es mit Versagern zu tun, oder mit
13jaehrigen Jungen, die unter hormonell bedingten Hirn-
funktionsstoerungen leiden. Aber sie geben vor, Schriftsteller,
Ringkaempfer, Wissenschaftler und Popstars zu sein.
F: Worueber plaudert man denn dann so?
A: Die meisten Gespraeche drehen sich um die faszinierende
Frage: Wer hat sich alles zugeschaltet - und wer ist abge-
sprungen? Eine weitere, ebenfalls faszinierende Frage ist, wo
die Leute, die da miteinander plaudern, denn alle wohnen?
Ab und zu werden diese Gespraeche allerdings von 13jaehrigen
Jungen unterbrochen, die unter hormonell bedingten Hirn-
funktionsstoerungen leiden und immer nur obszoene Sachen
ueber oder zu Frauen sagen wollen.
Um Ihnen mal eine Vorstellung davon zu vermitteln, wie
witzig und geistreich solche Gespraeche ablaufen koennen,
habe ich fuer Sie einen typischen Dialog aus der Plauderecke
rekonstruiert:
KleinSusi: Hallo Leute
MuskelMann: Hallo KleinSusi
Kroet: Hallo Su
Lungenbrock: Hi S
KleinSosi: Gibt's was Neues?
Kroet: Eigentlich nicht
Lungenbrock: Ziemlich ruhig heute
(LAeNGERE PAUSE)
MuskelMann: Irgend jemand aus Texas in der Leitung?
KleinSusi: Nee
Kroet: Noe
Lungenbrock: Tut mir leid
(LAeNGERE PAUSE)
EierBob: Hallo Leute
Kroet: Hallo EierBob
Lungenbrock: Hallo Eier
KleinSusi: Hallo Ei
MuskelMann: Hallo E
EierBob: Gibt's was Neues?
KleinSusi: Nicht viel
Kroet: Das Uebliche
Lungenbrock: Nix los
Jonas56243837: KleinSusi, zieh doch mal die Reizwaesche aus
KleinSusi: Kann ich machen, aber ich bin ein Mann
(LAeNGERE PAUSE)
MuskelMann: EierBob, bist du aus Texas?
EierBob: Nee
(LAeNGERE PAUSE)
Lungenbrock: Mach mich dann mal vom Acker
Kroet: Tschues, Lungenbrock
KleinSusi: Steck ihn ihr heute mal nicht so brutal rein, Lungi
MuskelMann: Bis die Tage, Lung
EierBob: Bis dann, L
(LAeNGERE PAUSE)
BullenKill: Hallo Leute
KleinSusi: Hallo BullenKill
Kroet: Hallo Bulle
EierBob Hallo B
BullenKill: Was gibt's Neues?
KleinSusi; Nicht viel
Kroet: Ziemlich ruhig heute
EierBob: Echt nix los hier
So geht's zu in den Plauderecken, Stunde um unterhaltsame
Stunde. Kuehne Gedanken fliegen hin und her, einer regt den
anderen an, und es ist jederzeit moeglich, eine Neuigkeit zu
erfahren und somit sein Wissen zu erweitern, zum Beispiel
wenn es um die Frage geht, ob BullenKill in Texas wohnt.
F: Ich habe gehoert, dass manche Leute die Plauderecken
benutzen, um "Cybersex" zu machen. Was genau ist das?
A: Dann senden sie sich gegenseitig brandheisse Messages,
hin und her, hin und her, hin und her, schneller und schnel-
ler und immer noch schneller, heisser, fester, tiefer, schneller!
schneller!, fester!, fester!, bis sie - OHHHHH
GOTTTTTTT !!! - feststellen, dass ihre Tastatur hakt
(wenn Sie verstehen, was ich meine).
F: Das ist ja ekelhaft!
A: Ja.
F: Koennen Sie mir mal ein authentisches Beispiel nennen?
A: Aber natuerlich:
HammerHart: Ich will dich JETZT
FlotteBiene: Ich will DICH jetzt
HammerHart: Ich will dich ausziehn
FlotteBiene: Ja! JA!
HammerHart: Ich zieh dich jetzt aus
FlotteBiene: Oh JAAAAAA!
(LAeNGERE PAUSE)
FlotteBiene: Stimmt was nicht?
HammerHart: Ich krieg Deinen BH nicht auf
FlotteBiene; Lass mich mal
HammerHart: Danke. Oh Gott! Ich beruehr jetzt Deine ...
Deine...
ElotteBiene: Wahnsinnstitten?
HammerHart: Ja! Deine Wahnsinnstitten! Ich beruehre sie!
FlotteBiene: JA!
HammerHart: Alle beide!
FlotteBiene: JAAAA!
HammerHart: Ich zieh dir jetzt das Hoeschen aus!
FlotteBiene: Das hast du doch schon!
HammerHart: Ach so, na gut. Du bist also NACKT! Ich
beruehre Dich in Deiner ganzen NACKTHEIT!
FlotteBiene: JAAAAAAAAAAAA!
MuskelMann: Irgend jemand aus Texas in der Leitung?
HammerHart: Nein
FlotteBiene: Nein
HammerHart: Jetzt ist er hart!
FlotteBiene: JA! JA! UND WIE! DU BIST EIN STIER! DU
BIST MEIN GROSSER STARKER WILDER STIER!
MuskelMann: Oh, Danke!
FlotteBiene: Du doch nicht!
HammerHart: ICH BIN DER STIER! ICH BIN EIN
WAHNSINNIG WILDER STIER! ICH DRUECK' DIR
JETZT MEINEN... aehm ... MEINEN...
FlotteBiene: Magst du Bockwurst?
HarnmerHart: JA! ICH DRUECK' DIR JETZT MEINE
BOCKWURST IN DIE... DIE...
FlotteBiene: Versprichst Du, dass Du mich nicht auslachst?
HammerHart: Ja
FloueBiene: Ich nenn' sie "meine Passionsfrucht "
HammerHart: Ha-ha-ha!
FlotteBiene: Du hast versprochen, dass Du nicht lachst!
HammerHart: Okay, tut mir leid. Also: ICH DRUECK'
JETZT MEINE WAHNSINNSBOCKWURST IN DEINE
PASSIONSFRUCHT!
FlotteBiene: JA! JA! JA!
HammerHart: OHHH! DAS IST GUUUT! ICH BIN SO
STARK!
FlotteBiene: DU BIST STARK! DU BIST HART! DU BIST
HAMMERHART! ICH FUEHL' DEINE STAERKE IN MIR!
HammerHart: ES FUEHLT SICH AN WIE ... WIE ...
FlotteBiene: Wie was?
HammerHart: ES FUEHLT SICH AN WIE ... OHMEIN-
GOTTOHMEINGOTT...
FlotteBiene: SAG'S MIR, HAMMERHART! SAG MIR,
WIE ES SICH ANFUEHLT!
HammerHart: OH GOTT, ES FUEHLT SICH AN WIE ...
WIE ... WIE DIE KAMPFABSTIMMUNG, DIE ICH
HEUTE NACHMITTAG IM SENAT GEWONNEN
HABE!!!
(PAUSE)
FlotteBiene: Was hast Du gerade gesagt?
HammerHart: Mist!
FlotteBiene: Du hast gesagt, es fuehlt sich an wie die Kampfab-
stimmung, die Du heute nachmittag im Senat gewonnen
hast!!!
HammerHart: Jetzt warte doch mal! Was ich sagen wollte,
FlotteBiene: Du bist das also, Albert! DU SAU! DU
SCHWEIN! DU HAST GESAGT, DU MUSST HEUTE
NACHMITTAG ZU EINEM STAATSBEGRAEBNIS!
HammerHart: Helen?
FlotteBiene: Mist!
Vergegenwaertigen wir uns doch einmal, welche
Erleichterungen Computer uns jetzt schon bieten, heute, auf
praktisch allen Gebieten des taeglichen Lebens:
Auf dem medizinischen Sektor
Taeglich passieren ueberall in Stadt und Land herzerwaermende
Geschichten wie diese: Ein 53jaehriger Mann leidet ploetzlich
unter Atemnot und starken Schmerzzn in der Brust. Ein
Krankenwagen bringt ihn ins naechste Krankenhaus, wo
Aerzte den Mann, dessen Zustand sich rapide verschlechtert,
einer Reihe von Untersuchungen unterziehen. Die Untersu-
chungsergebnisse werden sofort und auf der Stelle von einem
speziellen Bildschirmtelefon in eine gigantische medizinische
Datenbank, Tausende von Meilen entfernt, uebertragen. Noch
in derselben Sekunde kommt eine elektronische Meldung
zurueck, die die Aerzte darueber informiert, dass der Patient
(den der Computer mit einem anderen, vor 38 Monate ver-
storbenen Mann aehnlichen Namens verwechselt hat) mit
den Ratenzahlungen fuer sein Auto in Verzug ist und deswe-
gen im Krankenhaus nur gegen Vorkasse (in bar) behandelt
werden soll. Daraufhin bricht der Computer selbstaendig alle
Verbindungen zur elektronischen und telefonischen Versor-
gung des Patienten ab und sperrt seine Kreditkarten. Diese
ganze Operation nimmt nicht mehr Zeit in Anspruch, als
Sie, lieber Leser, benoetigen, um - sagen wir - zu ruelpsen.
Bei Transportunternehmen
Wenn Sie oefter mit dem Flugzeug unterwegs sind, kennen Sie
ja jenes wunderbare Gefuehl von Sicherheit und Vertrauen.
Es resultiert letztendlich aus der Gewissheit, dass - obwohl
Sie vielleicht in 10.000 Meter Hoehe bei einer Reisegeschwin-
digkeit von ueber 700 Kilometern pro Stunde bei schlechter
Sicht durch die Luft schweben - keine zwei Fluggaeste in die-
sem Flugzeug denselben Preis fuer ihr Ticket bezahlt haben.
Wie ist das moeglich, fragen Sie sich. Es ist moeglich, weil die
Fluggesellschaften extrem phantasievolle Hochleistungscom-
puter benutzen, deren Arbeitsspeicher staendig verbessert
und erweitert werden. Es ist das erklaerte Ziel der Flugindu-
strie, - und sie wird es noch zu Ihren Lebzeiten erreichen -
dass keine zwei Flugpassagiere auf der Welt mehr denselben
Preis fuer irgendeinen Flug bezahlen. Grade kuerzlich wurde
ein entscheidender Schritt zur Erreichung dieses Ziels gefei-
ert, als einem Anwalt aus Chicago, der nach Philadelphia
fliegen wollte, eine Rechnung ueber zwei Kuehe und eine Ziege
ausgestellt wurde. Es handelte sich um einen Sondertarif, der
nur mit einer Uebernachtung am Wochenende zu buchen
war und bei Stornierung oder sonstigen Aenderungen eine
Gebuehr von zwei Schafen vorsah.
Kommunikationssysteme
Wenn man heutzutage schnell mit jemandem sprechen muss,
egal in welchem Teil der Welt dieser Jemand sich gerade
befindet, haelt man es fuer selbstverstaendlich, ein paar Telefon-
tasten zu druecken und dann - dank eines computergesteuer-
ten, weltweiten Satellitennetzwerks - binnen Mikrosekun-
den mit einem multifunktional mikroprozessorgesteuerten
Anrufbeantworter verbunden zu sein. Der informiert einen
dann darueber, dass der gewuenschte Jemand gerade nicht zu
sprechen ist. Das ist aber nur ein Aspekt. Dank der Compu-
tertechnik koennen jetzt auch leblose Objekte mit uns in
Kontakt treten. Ich rede hier jetzt nicht von Apparaten, die
uns anrufen, wenn gerade das Essen auf dem Tisch steht, um
dann ein vorproduziertes Band abzuspulen, das uns im Rah-
men einer Verbraucherumfrage ueber unsere Meinung zu -
sagen wir - Abfuehrmitteln befragt. Ich rede auch nicht von
jenen sehr persoenlich gehaltenen Briefen, die wir von
Schreibcomputern erhalten, die uns beim Namen kennen
und uns wissen lassen, dass sie uns niemals vergessen werden:
Sehr geehrter Mr. Dave Barry,
haben Sie, Mr. Dave Barry, schon einmal darueber nachge-
dacht, was aus Ihrer Familie - der Mr. Dave Barry-Familie
- wird, wenn Sie, Mr. Dave Barry, auf tragische Weise in
einen tragischen Unfall verwickelt werden, bei dem Sie, Mr.
Dave Barry, ihre wichtigsten Arme und/oder Beine verlieren?
Nun, wir von der Allgemeinen Einer Fuer Alle Alle Fuer Eimen
Versicherung haben sehr wohl darueber nachgedacht. "Wir hof-
fen von Herzen, dass Mr. Dave Barry hoch genug versichert
ist", hat erst kuerzlich einer unserer Mitarbeiter geseufzt. Aus
diesem Grunde, Mr. Dave Barry, sind wir heute in der glueck-
lichen Lage, Ihnen folgendes Angebot..."
Nein, das kommunikationstechnische Wunder, das ich
Ihnen hier nahebringen will, wird am deutlichsten durch die
1995 von den Medien aufgegriffene Geschichte einer Frau -
Sie haben vielleicht davon gelesen - aus Billerica, Massachu-
setts. Sie betrieb von ihrer Wohnung aus ein kleines Unter-
nehmen und hatte eine 800er Nummer. Sechs Monate lang
bekam sie alle 90 Minuten, Tag und Nacht, einen mysterioe-
sen Anruf. Sie ging jedesmal ans Telefon, aber niemand mel-
dete sich. Sie wurde schon ganz verrueckt davon, wollte aber
ihre Nummer nicht aendern, weil ihr sonst Auftraege entgan-
gen waeren. Schliesslich wandte sie sich an die zustaendigen
Behoerden, die den ominoesen Anrufer dann auch dingfest
machten. Es war - und ich schwoere, dass dies nicht meine
Erfindung, sondern wirklich wahr ist - ein leerer Oeltank
im Keller eines Wohnhauses in Potomac, Maryland. Dieser
Oeltank war mit einem Computer ausgestattet, der, wenn der
Tank leer war, ein Telefonsignal bei einer Heizoelfirma ausloe-
ste. Nun war diese Heizoelfirma aber pleite gegangen, und
ihre freigewordene Telefonnummer war an jene Kleinunter-
nehmerin in Massachusetts vergeben worden. Mit anderen
Worten: Dank moderner Computertechnologie war diese
Frau von einem leeren Oeltank belaestigt worden, der Hun-
derte von Meilen entfernt in irgendeinem Keller stand. Ich
denke, wir haben es hier mit einem Fortschritt zu tun, der
noch vor wenigen Jahrzehnten fuer technisch unmoeglich
gehalten worden waere. Auf jeden Fall ist der Oeltank inzwi-
schen abgeschaltet worden, was ein Segen ist, weil er sonst
womoeglich noch ins Waehlerregister eingetragen worden waere
und dann mit Sicherheit Perot seine Stimme gegeben haette.
Wo wir gerade von Waehlen reden: Es gibt wohl kaum ein
Gebiet, auf dem die Vorzuege des Computers deutlicher
zutage treten als in der
Politik
Ohne Computer waere die Regierung nicht in der Lage, so
wirkungsvoll und effizient zu arbeiten, wie wir das von ihr
gewohnt sind und erwarten. Denn die wichtigste Aufgabe
der Regierung ist es, - und ich zitiere hier direkt aus der Ver-
fassung - "Papier auszuspucken". Das aber kann eine lang-
wierige Angelegenheit sein, wenn man die altmodische
Methode anwendet, bei der richtige Menschen sich hinset-
zen und manuell darueber nachdenken muessen, was eigent-
lich auf jedem einzelnen Stueck Papier draufstehen soll. Des-
halb benutzen moderne Regierungen Computer. Computer,
deren Kapazitaeten gross genug sind, um tagtaeglich Millionen
von Dokumenten zu produzieren, egal worueber. Dadurch
werden Regierungsbeamte entlastet und koennen sich wichti-
geren Aufgaben zuwenden, wie zum Beispielen dem Nicht-
beantworten von Anrufen. Ich bin in der gluecklichen Lage,
Ihnen ein perfektes Beispiel fuer die Arbeitsweise dieser
Regierungscomputer zu geben. Mrs. Joyce Evans aus Lark-
spur, Kalifornien, hat es mir zugespielt. Es ist die Kopie einer
computergeschriebenen Mitteilung, die ihr Sohn nach
Abschluss seines Studiums von der Steuerbehoerde zuge-
schickt bekam. Unter der Ueberschrift "FAELLIGE STEU-
ERN" wird in kilometerlangen Rechnungen nachgewiesen,
dass die einbehaltenen Steuern des jungen Mannes sich alles
in allem auf 1.518,90 Dollar belaufen, wohingegen seine zu
zahlenden Steuern eine Summe von 1.519,- Dollar ergeben.
Mit anderen Worten: Joyces Sohn hatte Steuerschulden in
Hoehe von 10 Cents, Wenn sich nun ein richtiger Mensch
mit dem Fall befasst haette, waere er - diesen Risikofaktor
kann man bei Menschen nie ganz ausschliessen - nach eini-
gem Nachdenken unter Umstaenden zu dem Ergebnis
gekommen, dass es irgendwie keinen Sinn ergibt, Zeit und
Geld darauf zu verwenden, einen offensichtlich ehrlichen
Steuerzahler wegen 10 lumpiger Cents in die Mangel zu neh-
men. Das Problem mit dieser Denkungsart jedoch ist: Wenn
man bei einem Steuerzahler wegen 10 Cents beide Augen
zudrueckt, tut man es auch bei einem zweiten, und ehe man
sich's versieht, brauchen zehn Millionen Steuerzahler ihre 10
Cents nicht zu zahlen. Das entspraeche einer steuerlichen
Mindereinnahme von einer Million Dollar, die dann Ein-
richtungen wie etwa dem Strategischen Heliumarsenal fehlen
wuerden. (Vielleicht denken Sie jetzt: Haha, wir haben ja gar
kein Strategisches Heliumarsenal! Vielleicht sind Sie ein
Idiot.) Aber in diesem Fall ist der Nation zugute gekommen,
dass ein Computer sich des Problems angenommen hane.
Ohne auch nur eine Nanosekunde zu zoegern, hat er dem
jungen Studierten die Steuerforderung von 10 Cents auf den
Tisch geknallt, plus 12,41 Dollar Bussgeld, plus 0,78 Dollar
Zinsen, zusammen also 13,29 Dollar. Sie koennen davon aus-
gehen, dass der junge Mann diese Summe bezahlt hat, denn
andernfalls - und wer das nicht glaubt, hat noch nie etwas
mit der Steuerbehoerde zu tun gehabt - haette der Computer
ihn aufgeforden, noch mehr zu zahlen, und dann wieder
mehr und immer so weiter, bis unser Studiosus eines Tages
aufgewacht waere, aus dem Fenster geschaut und festgestellt
haette, dass sein Haus von Panzern der Bundesarmee umringt
ist. Deshalb tun wir Steuerzahler, was die Computer der
Steuerbehoerde uns sagen. Wenn so ein Steuercomputer sich
einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, kann keine Macht der
Welt ihn davon abbringen. Bleibt nur zu hoffen, dass die
Computer der Steuerbehoerde sich nicht eines Tages mit
denen der Fluggesellschaften kurzschliessen. In dem Fall
koennten wir schon bald Steuerbescheide ueber sechs Enten
plus ein Bussgeld von zwei Huehnchen zugestellt bekommen.
Zum guten Schluss waere da noch:
Das Schulsystem
Stellen Sie sich folgende Situation vor: An einem Wochentag
um acht Uhr abends faellt Ihrem 12jaehrigen Sohn ploetzlich
ein, dass er am naechsten Morgen ein Referat ueber den Spa-
nisch-Amerikanischen Krieg abliefern muss. Er hat ueber-
haupt noch nichts ueber das Thema gelesen, aber die Biblio-
thek ist schon geschlossen. Kein Problem! Ihr computerge-
schultes Kind setzt sich an Ihren PC, aktiviert Ihr Modem,
loggt sich ins Internet ein - in diesem Fall benutzt es den
revolutionaeren "Wissens-Superhighway" - und schon
Minuten spaeter tauscht es mit Jungen und Maedchen aus ganz
Nordamerika Bilder von nackten Weibern aus.
Ich koennte noch stundenlang so weitermachen. Beispiel
um Beispiel koennte ich nennen, wie Computer unser taeg-
liches Leben bereichern. Aber ich denke, ich habe mich
bereits klar genug ausgedrueckt. Wir leben nun mal im Com-
puterzeitalter, und man will ja schliesslich auch nicht zum
alten Eisen gehoeren. Wir alle befinden uns in der Eincheck-
halle des Lebens, und der Jet ins 21. Jahrhundert steht zum
Abflug bereit. Sie muessen sich entscheiden: Bleiben Sie in
der Wartehalle und ernaehren sich vom abgestandenen Auto-
matenfutter altmodischen Denkens? Oder gehen Sie an Bord
und rasen mit in die Stratosphaere der Computerwelt,
beschleunigt vom Duesenantrieb der technologischen Ent-
wicklung, mit Bordverpflegung in Form von unbegrenztem
Informationszugang zu allem und jedem? Sie koennen sich
darauf verlassen, dass Ihnen im Falle von Turbulenzen durch
zu schnelle Veraenderungen dieses Buch als Kotztuete zur Ver-
fuegung steht.
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